Soziale Nachhaltigkeit ist genauso wichtig wie die Ökologische

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Soziale Nachhaltigkeit ist genauso wichtig wie die Ökologische
Institutionelle Anleger:innen binden zunehmend Umwelt-, Soziale- und Governance-Faktoren (ESG) in ihre Anlagestrategie ein. Dadurch soll die Rendite verbessert werden, Risiken reduziert und das Image geschützt werden. Die Praxis zeigt, dass vor allem die Komponente „Sozial“ am schwierigsten zu definieren und integrieren sei.

Definition ESG

ESG steht für – Environment (Umwelt), Social (Soziales) and Governance (Unternehmensführung) und stellt die drei Säulen der Nachhaltigkeit dar. Um ein nachhaltiges Wirtschaften zu ermöglichen, müssen folglich neben Umweltfaktoren und guter Unternehmensführung auch soziale Aspekte betrachtet werden. Es ist also wichtig beim Investieren Wert auf die Diversität und Mitarbeitendenzufriedenheit zulegen.

Soziale Nachhaltigkeit - S in ESG

Folgende zentrale Fragen sollten beantwortet werden, wenn Sie sich dem „S“ in ESG-Investitionen widmen: Wie kann ein Unternehmen seine Beziehungen zu seinen Mitarbeitenden, der Gesellschaft, in der sie tätig sind, und dem politischen Umfeld gestalten? Primär geht es dabei also um die Schaffung eines gesellschaftlichen Nutzens.

Eine ausgereifte Berücksichtigung sozialer Faktoren wirkt sich direkt auf die Rekrutierung, das Engagement und die Bindung von Mitarbeitenden aus und führt zu einer höheren Produktivität und Leistung, was sich positiv auf das Endergebnis auswirkt. Wird dem Wohlergehen der Mitarbeitende nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt, kann dies hingegen zu erheblichen Verlusten führen.

Soziale Nachhaltigkeit ist eine Möglichkeit, die Auswirkungen von Unternehmen auf ihre Mitarbeitenden, die Arbeitnehmenden in der Wertschöpfungskette, Kund:innen und lokalen Gemeinschaften zu managen und zu erkennen. Unternehmen, die proaktiv auf die soziale Nachhaltigkeit achten, erkennen die Bedeutung ihrer Beziehungen zu Menschen, Gemeinschaften und der Gesellschaft. Wenn also die Sprache von sozialer Nachhaltigkeit ist, dann steht der Mensch und die Gesellschaft im Mittelpunkt. Ziel ist es, allen Menschen ein würdiges Leben zu ermöglichen.

Soziale Nachhaltigkeit - ein Beispiel

Unterstützung vom Arbeitgeber

 

Das hier genannte Beispiel zeigt Emma, die besorgt ist, da sie ihr zweites Kind erwartet. Nachdem ihr erstes Kind zu Welt gekommen war, erhielt sie wenig bis gar keine Unterstützung seitens ihres Arbeitgebers.
Ihr heutiger Job differenziert sich zu ihrem damaligen, denn ihr neuer Arbeitgeber ist nun familienfreundlich und neben einer voll bezahlten Elternzeit wird ihr auch betriebliche Kinderbetreuung und flexible Arbeit von zu Hause ermöglicht. Ihr neues Unternehmen zeichnet sich dadurch aus, dass 100 % der Angestellten auch nach der Elternzeit wieder in den Betrieb zurückkehren.

 

Soziale Nachhaltigkeit – Chancengleichheit 

Das hier genannte Beispiel zeigt, dass soziale Nachhaltigkeit noch nicht fest in unserer Gesellschaft verankert ist.

Viele arbeitende Mütter werden unbewusst dafür bestraft, dass sie Mütter sind. Ihre Chancen auf Beförderungen und Gehaltserhöhung sinken, und sie werden vermehrt als „unprofessionell“ angesehen, sobald sie ihre Kinder zeigen – obwohl sich ihre beruflichen Fähigkeiten nicht im Geringsten verändert haben. Weiterbildungsmöglichkeiten werden Müttern meistens nicht mehr ermöglicht. Bei männlichen Arbeitnehmern, die Kinder haben, sieht dies zumeist anders aus.

Dies führt vermehrt zu einer Art Selbstzensur seitens der Mütter, denn im Grunde wird so getan, als sei die Familie und die damit verbundenen Verpflichtungen nicht existent oder völlig unter Kontrolle, obwohl sie immer noch die Hauptverantwortlichen für Hausarbeit und Kindererziehung zu Hause sind. Das wiederum kann schnell zu immenser emotionaler Belastung und Burnout führen.

Finanzielle Herausforderungen halten Mütter davon ab, eine Auszeit zunehmen

Oft, wenn die Rede von Müttern ist, die eine berufliche Auszeit nehmen, dann wird von einer „Wahl“ geredet. Doch viele berufstätige Mütter betonen, dass ihnen keine „Wahl“ gegeben wird. Finanzielle Aspekte halten sie davon ab, eine Auszeit zu nehmen.

Fast die Hälfte aller arbeitenden Mütter nehmen dennoch nach der Geburt eine längere Pause. Auch wenn diese Unterbrechungen üblich sind, müssen sich viele Mütter signifikanten Herausforderungen stellen, wenn sie wieder in die Berufswelt einsteigen möchten. Die Angst der Betroffenen besteht darin, dass sie das Gefühl haben, dass sie sich nicht auf dem neusten Stand befinden und ihnen Kompetenzen und Fähigkeiten fehlen, sodass sie nicht in der Lage wären, berufliche Aufgaben erfolgreich zu bewältigen. Die berufstätigen Eltern wünschen sich eine Neuorientierung nach der Pause, sodass alle im Unternehmen auf dem gleichen Stand sind.

Exemplarisch wurde Ihnen hier gezeigt, wie sich das „S“ in „ESG“ unter anderem definiert. Kinderkriegen darf kein berufliches Risiko sein und dennoch sieht die Realität anders aus. Die sogenannte „Motherhood Wage Penalty“ („mutterschaftsbedingte Lohneinbußen“) herrscht.

Warum ist soziale Nachhaltigkeit wichtig?

Mutterschaftsurlaub, Kinderbetreuung und flexible Arbeitszeiten sollten als guten sozialen Standard in Unternehmen integriert werden. Angst von Mitarbeitenden sorgt für eine geringere Motivation, wohingegen das Engagement und die Bindung von Mitarbeitenden langfristig zu einer höheren Produktivität und Leistung führen und dies wiederum wirkt sich positiv auf das Endergebnis aus. Untersuchungen zeigen, dass engagierte Mitarbeitende im Durchschnitt zu einer 21% höheren Rentabilität führen, während unengagierte Mitarbeitende Unternehmen aufgrund von Fehlzeiten, Burnout und negativen gesundheitlichen Folgen jährlich zwischen 380 und 480 Milliarden Euro kosten.

Eine stärkere Betonung der Arbeitsbedingungen sorgt dafür, dass diese Themen nicht nur eine gute Unternehmenspraxis darstellen, sondern zu einer unternehmerischen Anforderung werden.

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